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Erfolgreicher Auftakt für Internationale Zukunftskonferenz

Rund 140 Teilnehmende - Konferenz findet künftig zweimal jährlich statt

Mit großem Erfolg ist die erste digitale Zukunftskonferenz im Vorfeld der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 gestartet. Rund 140 Teilnehmende aus Deutschland, Slowenien, Luxemburg, Großbritannien, Kanada und Frankreich nahmen teil und diskutierten gemeinsam eine Frage, die uns alle betrifft: Wie wollen wir morgen leben? Die neue Konferenzreihe, die künftig zweimal jährlich stattfindet, schafft Raum für internationale Impulse und den Austausch über zukunftsweisende Themen rund um Stadtentwicklung, Umwelt und Gemeinschaft. Sie richtet sich an Fachleute ebenso wie an Studierende und interessierte Bürgerinnen und Bürger weltweit. Das Format ist digital, kostenfrei und offen für alle. Schon der Auftakt machte deutlich, wie viel Potenzial in diesem Austausch steckt – und dass nachhaltige, gesunde und lebenswerte Städte ein gemeinsames Ziel über Grenzen hinweg sind. 

Dr. Susanne Moebus: „Städte müssen Gesundheitsressourcen sein“ 

Zum Auftakt sprach Dr. Susanne Moebus, Direktorin des Institute of Urban Public Health in Essen. Sie machte deutlich, wie entscheidend der Wohnort für die Gesundheit ist: „Ob Fettleibigkeit, Luftverschmutzung, Lebenserwartung oder Erwerbsmöglichkeiten – all diese Faktoren hängen stark davon ab, wo wir leben.“ Diese Unterschiede seien Ausdruck tiefer gesellschaftlicher Ungleichheiten, die strukturelle Probleme erzeugten. Moebus plädierte dafür, Städte nicht länger nur als Risiko, sondern als Ressource für Gesundheit zu begreifen. „Wir brauchen eine salutogenetische Sichtweise. Städte müssen Orte sein, die uns gesünder machen.“ Das bedeute, Stadtplanung so zu gestalten, dass die gesunde Entscheidung zur einfachsten wird – sei es durch sichere Radwege oder spielerische Ideen wie musikalische Treppen. „Gesundes Leben ist keine reine Individualentscheidung. Es braucht Rahmenbedingungen, die politisch und planerisch geschaffen werden.“ 

Gil Penalosa: „Wenn Städte gut für Kinder sind, sind sie gut für alle“ 

Anschließend sprach der kanadische Stadtplaner und Aktivist Gil Penalosa, Gründer der Bewegung 8 80 Cities. Sein Leitsatz: Städte müssen für Menschen aller Altersgruppen und Fähigkeiten lebenswert sein. „Wenn Städte gut für Kinder zwischen null und vier Jahren sind, dann sind sie auch gut für ältere Menschen – und damit für alle.“ Er betonte, dass Stadtgestaltung immer Lebensgestaltung bedeutet. Gesundheit habe viele Dimensionen: Zugang zu Natur, Bewegung, gesunde Ernährung, erholsamer Schlaf und soziale Begegnungen. „Wir brauchen sichere Radwege, öffentliche Räume zum Austausch und Grünflächen, die für alle erreichbar sind.“ Besonders eindrücklich erläuterte er die 3-30-300-Regel: Jeder Mensch sollte drei Bäume von seinem Zuhause aus sehen können, in einem Viertel mit mindestens 30 Prozent Baumkronen leben und höchstens 300 Meter bis zum nächsten Park gehen müssen. Außerdem hob er hervor, dass Veränderungen attraktiv und angenehm sein müssen: „Ein gesunder Lebensstil muss nicht nur die einfachere, sondern auch die angenehmere Wahl sein.“ Mitreißend schloss er: „Wir brauchen nachhaltige, gerechte und glückliche Städte – lasst es uns gemeinsam tun!“ 

Céleste Rouberol: Paris auf dem Weg zur Gartenstadt 

Zum Abschluss zeigte Céleste Rouberol aus der Stadtverwaltung Paris, wie eine europäische Metropole konsequent den Weg zur Gartenstadt beschreiten kann. Seit Jahren arbeitet Paris daran, die Stadt grüner, lebenswerter und widerstandsfähiger zu machen. Besonders wichtig sei die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. „Eine nachhaltige Stadt entsteht nicht allein durch politische Programme, sondern durch gemeinsame Verantwortung.“ Sie berichtete von konkreten Projekten: Inzwischen gibt es 164 Gemeinschafts- und Lerngärten, die Nachbarschaften stärken und Kindern Natur näherbringen. Die Renaturierung der Seine soll den Fluss in eine natürliche Kühlung für die Stadt verwandeln – und ihn wieder zum Schwimmen nutzbar machen. Hinter einem Bahnhof entsteht ein neuer urbaner Wald, während Friedhöfe zu multifunktionalen Orten umgestaltet werden: Biodiversitäts-Hotspots, Rückzugsorte zur Abkühlung, Treffpunkte für die Nachbarschaft – und zugleich weiterhin Orte der Erinnerung. Rouberol fasste zusammen: „Arbeit an der nachhaltigen Stadt muss auf zwei Ebenen stattfinden: auf der großen, politischen Ebene und direkt im Quartier. Nur wenn beides zusammenspielt, kann Transformation gelingen.“ 

Gemeinsame Botschaften und Moderation 

Die Moderation übernahm Alena Sander. Sie führte durch die Diskussion und machte sichtbar, was die Beiträge verband: Alle drei Sprecherinnen und Sprecher betonten, dass Gesundheit, Nachhaltigkeit und Lebensqualität untrennbar miteinander verbunden sind. Veränderung braucht strukturelle Voraussetzungen, Sicherheit und Attraktivität – und sie gelingt nur, wenn Menschen aktiv beteiligt werden. So entstand ein gemeinsames Bild: Städte müssen Orte sein, an denen gesunde Lebensweisen selbstverständlich möglich sind, an denen Begegnung gefördert wird und an denen Natur wieder Raum bekommt. 

Bilder, die bleiben: Graphic Recording 

Eindrucksvoll war die visuelle Begleitung durch Leopold Rosenthal. In einem Graphic Recording hielt er die Kernaussagen der Konferenz in Bildern fest und übersetzte komplexe Inhalte in eine einprägsame visuelle Sprache. Diese Zeichnungen sind nicht nur eine kreative Zusammenfassung, sondern zugleich ein Ausblick: Während der IGA 2027 werden sie in einem der Zukunftsgärten zu sehen sein.