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Netzwerk europäischer Planer*innen zu Gast in Zukunftsgärten

Austausch zur gesellschaftlichen Dimension der Transformation bei Klimaanpassungsstrategien

Um die gesellschaftliche Dimension der Transformation bei Klimaanpassungsstrategien und die damit notwendige Neuorientierung für die Räumliche Entwicklung und Planung ging es bei einem Treffen europäischer Planer*innen im Ruhrgebiet. Von Best Practice Beispielen für wassersensible Stadtentwicklungsstrategien und für die Beschleunigung der energetischen Umrüstung unserer gebauten Umwelt zu lernen, stand im Mittelpunkt der Themenvielfalt. Zwei Zukunftsgärten der IGA 2027 waren Ziele der Exkursionen: der Natur- und Wassererlebnis-Park des Emscherlandes und das Gelände der Kokerei Hansa. Der Emscher-Umbau gilt nach wie vor europaweit als Role Model für die Transformation der industriellen Kulturlandschaft an Emscher und Ruhr. Die IGA 2027 mit ihrem programmatischen Schwerpunkt „Wie wollen wir morgen leben“ wird in ihren Schaugärten von Dortmund, Gelsenkirchen und Duisburg vielfältige Antworten auf diese Frage geben. 

Zukunftsgarten Dortmund und Natur- und Wasser-Erlebnispark im Emscherland

Im Rahmen eines Spaziergangs durch die Kokerei Hansa und in den Kokereipark des Dortmunder Zukunftsgartens vermittelten Horst Fischer, der Geschäftsführer der Durchführungsgesellschaft für die Internationale Gartenausstellung 2027, und Ursula Mehrfeld, die Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, den Teilnehmenden hautnah und sehr authentisch einen Spannungsbogen von den fossilen Energien der Vergangenheit zu den erneuerbaren Energien der Natur und Zukunftstechnologien. 

Ein weiterer Rundgang mit Moritz Herbst vom Emscherbetrieb und Martina Oldengott führte durch den Natur- und Wassererlebnis-Park und über das im Herbst 2024 eingeweihte Brückenbauwerk „Sprung über die Emscher“ des „Emscherlandes“ in Castrop-Rauxel und Recklinghausen. Die am Wasserkreuz von Castrop-Rauxel, an dem die Emscher in einem Durchlass-Bauwerk unter dem Rhein-Herne-Kanal hindurchgeführt wird, entstandene Parklandschaft vereint vieles der diskutierten Themen in sich. Die große und weite Auenlandschaft, in der der Suderwicher Bach in die Emscher mündet, der produktive Park, in dem Streuobstwiese, Weinberg, Gemüseäcker, Heuwiesen, alte Nutz- und Haustierrassen, Bienenstöcke und Mitmachgärten mit ihrer Blumen- und Kräutervielfalt Ökosystemleistungen erbringen, knüpft an die Philosophie der Landwirtschaftlichen Mustergüter des 18. Jahrhunderts an, wo es galt, das Nützliche mit dem schönen zu verbinden, Natur- und Kulturlandschaft zu einer Symbiose zu führen und Menschen Ausbildung, Arbeit und Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen. Die gesellschaftliche Komponente des Parks, mit seiner Errichtung und seinem Betrieb Menschen in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen, bildete einen Schwerpunkt des Projekts. 

Ausbildung und Beschäftigung

Die Vestische Arbeit als kreisangehöriges Jobcenter und der Kreisgartenbaulehrbetrieb als Kooperationsbetrieb mit Ausbildungslegitimierung bilden nun seit 2018 auf der Grundlage von Fördermitteln der Bundesagentur für Arbeit bereits den dritten Jahrgang im Garten- und Landschaftsbau beziehungsweise Zierpflanzenbau aus. Das Netzwerk Weg und Raum als übergeordnetes Netzwerk gemeinnütziger Träger koordinierte und steuerte die Baumaßnahmen. Die Kooperation findet ihre Verstetigung in der Pflege und Unterhaltung durch die sechs Beschäftigungsgesellschaften, die den Park errichtet haben, koordiniert durch das Netzwerk ‚Weg und Raum‘, durch die Fortsetzung der durch die Bundesagentur für Arbeit geförderten beruflichen Ausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung und durch die von der Diakonie bewirtschafteten Gemüseäcker. Vor Ort bewirtete uns einer der Beschäftigungsträger im Park, die „Dorstener Arbeit“. 

Für die Produkte aus dem Park wurde im Sommer 2023 eine Genossenschaft Allmende Emscher-Lippe eG gegründet, um dem Anbau der gartenbaulichen Produkte, ihrer Verarbeitung und dem Vertrieb einen gemeinnützigen Rahmen zu verleihen. Ideengeberin dafür war das gemeinschaftliche Eigentum eines Ortes in früheren Jahrhunderten, an dem alle Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung und zugleich eine Pflegeverantwortung tragen. www.allmende-emscherlippe.de. Das Emscherland ist einer der nicht eintrittspflichtigen Zukunftsgärten der Internationalen Gartenausstellung 2027 und mit seinem ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anspruch eine eispielhafte Antwort auf die Leitfrage der IGA 2027 „Wie wollen wir morgen leben?“. 

Netzwerk seit Jahrzehnten im Austausch

Seit 62 Jahren trifft sich ein Netzwerk von Planerinnen und Planern aus den fünf deutschsprachigen europäischen Ländern Niederlande, Luxemburg, Österreich, Schweiz und Deutschland zum fachlichen Austausch. Jedes Jahr sind bei allen Mitgliedern des Netzwerks die vier Tage von Mittwoch bis Pfingstsamstag fest im Kalender reserviert. Bei der Gründung des informellen Kommunikations- und Arbeitsformats Anfang der 1960er Jahre stand der Wunsch im Vordergrund, fachliche Kontakte über die Ländergrenzen hinweg zu knüpfen und sich einen geschützten Raum für den Austausch zu schaffen. Die Delegationen der einzelnen Länder bemühen sich, die Vielfalt des planenden Berufs in Wissenschaft und Forschung, freischaffenden Büros, Kommunal-, Regional, Landes- und Bundesverwaltungen abzudecken. Bei der Berufung von Mitgliedern steht die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich aufeinander einzulassen, im Vordergrund, um voneinander lernen zu können.