Offene Gartenpforte Ruhrgebiet
Zu Gast in Nachbars Garten
Zum ersten Mal sind am 6. Juli 2025 gleichzeitig im ganzen Ruhrgebiet Privatgärten öffentlich zugänglich gewesen. So konnten alle genießen, was sonst vielleicht hinter Hecken und Zäunen verborgen bleibt: Von kleinen, intensiv gestalteten Stadtoasen über verwunschene Innenhöfe bis zu weitläufigen, naturbelassenen Anlagen, Gärten am Hang, Stauden-, Rosen- und Romantikgärten oder naturnahen Gärten war alles dabei.
Unbeeindruckt vom gelegentlichen Regen machten sich über 3.000 Gartenenthusiasten auf, um in Nachbarstraßen und -städten vielfältigste Gärten zu erleben. Rund 60 Gärten in 20 Städten öffneten ihre Pforten, um Gästen einen Blick über den Gartenzaun hinaus zu ermöglichen. Dabei entstanden neben interessanten Gesprächen sogar die ein oder andere Kooperationsidee – zum Beispiel zwischen Gartentherapeutin Suzanne Minka und Fluid-Art-Künstlerin Jana Ruckriegel, die feststellt:
Bei meiner Kunst ist es eigentlich wie in Ihrem Garten: Man hat eine Idee, eine Vorstellung davon, wie es werden soll, gibt den Anstoß und hat dann nur noch bedingt Einfluss auf das, was passiert.
Und schon entstand die Idee, eine Ausstellung neben Suzanne Minkas Steuobstwiese zu organisieren.
Die Gespräche stehen im Mittelpunkt
Dieser Austausch ist es auch, der Claudia Karakolidis und ihren Mann Antoon Toye motiviert, ihren romantischen Naturgarten in Marl zugänglich zu machen. „Das ist doch eine schöne Gelegenheit, sich wieder einmal mit Nachbarn und Freunden zu treffen und neue Leute kennenzulernen.“ Recht häufig kommen übrigens Schnecken in den Gesprächen unter den Hobbygärtnerinnen und -gärtnern vor – absammeln, Tagetes als Opferpflanzen … gern werden unter den Gleichgesinnten Tipps zu Bewährtem weitergegeben. Und mit den Schnecken ist Claudia Karakolidis so nachsichtig wie mit dem Regen – man brauche auch sie, um die Pflanzenreste in den Beeten zu „verarbeiten“. „Wir graben hier nie um, lassen überwiegend die Natur ihre Angelegenheiten selbst regeln. Unseren Walnussbaum beispielsweise hat das Eichhörnchen gepflanzt.“
Blumen, Pflanzen – und die richtige Pflege
Hauptthema aber waren naturgemäß Blumen und Pflanzen. Wer steht wo am besten und verträgt sich mit wem? Wie machen man das mit dem Überwintern oder eignet sich diese Pflanze für das Rankgerüst in der schattigen Ecke? Richtig ins Schwärmen gerät Familie Orlov im Garten von Hilde Wachholz in Dortmund: „Was für ein wunderbarer Garten. Die liebevolle Pflege und die Harmonie zwischen den Pflanzen schaffen eine wahre Oase der Ruhe. Jeder Winkel erzählt seine eigene Geschichte und die Farben, Düfte und Klänge laden zum Träumen ein. Besonders beeindruckt hat mich, die Vielfalt der Blumen und die natürlichen Plätze zum Verweilen. Vielen Dank für diesen besonderen Ort. Ein Stück Paradies auf Erden.“
WIR SAGEN DANKE AN ALLE GASTGEBERINNEN und GASTGEBER!
Geführte Entdeckungstour durch Lünener Gärten
Organisiert vom ADFC Lünen schlossen sich am Tag der Offenen Gartenpforte Fahrradfans zusammen, um die Gärten in Lünen zu besichtigen. Auf rund 25 Kilometern führte Tourguide Matthias Kappelhoff die Gruppe durch fünf der teilnehmenden Gärten.
Ein weiteres Highlight am IGA-Standort Lünen waren die Führungen über das Gelände am Viktoriapark. Im Halbstundentakt konnten sich die Besuchenden über die Internationale Gartenausstellung und den aktuellen Entwicklungen des Zukunftsgartens Lünen informieren.
Impressionen aus den teilnehmenden Gärten
Die teilnehmenden Gärten 2025
Historie der offenen Gärten
Ursprung in England
National Garden Scheme
Die Idee, Privatgärten für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, stammt aus England und hatte ursprünglich einen wohltätigen Zweck. 1927 brauchte das Queen’s Nursing Institute dringend Geld, um Krankenschwestern in arme Viertel schicken zu können. Daher öffneten sie schön gestaltete Privatgärten an bestimmten Tagen gegen eine kleine Gebühr für Besuchende. Das gesammelte Geld wurde dann für die Arbeit der Krankenschwestern verwendet.
Heute nehmen jährlich etwa 4.000 Gärten in England und Wales am „National Gardens Scheme“ (NGS) teil und werden von über zwei Millionen Gartenliebhabern und -liebhaberinnen besucht. Diese erfolgreiche Idee verbreitete sich weltweit und fand auch in Ländern wie Australien, den USA, den Niederlanden und Belgien Anklang, bevor sie schließlich auch in Deutschland bekannt wurde.
Anfang der 1990er Jahre wurde das faszinierende Konzept der „Offenen Gärten“ zunächst in Norddeutschland aufgegriffen und verbreitete sich dann über die ganze Republik. Im Ruhrgebiet erfreut sich das Format alljährlich schon auf lokaler Ebene großer Beliebtheit.