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Die Frau, die das Revier zum Blühen bringt

Lydia Frotscher leitet die Gärtnerischen Ausstellungen der IGA 2027 im Ruhrgebiet.

Essen. Als Lydia Frotscher das erste Mal das Ruhrgebiet betrat, wusste sie noch nicht, dass die Region sie so in ihren Bann ziehen würde. „Es war ganz anders, als ich erwartet hatte“, sagt sie und lacht. „Laut, bunt und vor allem viel grüner, als man denkt.“ Die gebürtige Thüringerin ist verantwortlich für die gärtnerischen Ausstellungen der IGA 2027 – und wird das Revier zum Blühen bringen.

Die IGA 2027, das ist das größte Gartenbauprojekt in Deutschland, allein schon durch die räumliche Ausdehnung sogar das größte Gartenfestival der Welt. Frotschers Auftrag: Die fünf Zukunftsgärten in der Region so zu gestalten, dass sie nicht nur die Schönheit der Natur zeigen, sondern auch Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit liefern: Nachhaltigkeit, Klimaresilienz und Stadtentwicklung.

„Ich war schockverliebt in die Menschen“

Lydia Frotscher ist 39 Jahre alt, stammt aus dem idyllischen Zeulenroda in Thüringen und ist in ihrem neuen Zuhause angekommen. „Die Menschen hier haben mich total überrascht“, erzählt sie. „Ich habe schon in vielen Ecken Deutschlands gearbeitet, aber die Offenheit und Herzlichkeit hier sind wirklich etwas Besonderes.“ Sie schwärmt von der „ehrlichen Schnauze“ der „Pottis“, die sie sofort ins Herz geschlossen habe: „Man kommt ständig ins Gespräch und spürt diese echte Willkommenskultur.“

Frotscher hat sich entschieden, nach ihrem letzten Projekt bei der BUGA Mannheim 2023 die Leitung der gärtnerischen Ausstellungen der IGA 2027 zu übernehmen. „Die Geschichte des Strukturwandels, die Verbindung von Industrie und Natur, die Tatkraft der Menschen hier – ich wusste sofort, das ist mein nächstes Projekt.“

Vom Japanologie-Studium zum Gartenbau

Dass Lydia Frotscher nach der BUGA in Mannheim jetzt mit der IGA 2027 noch ein viel größeres Projekt verantwortet; das hätte sie sich vor einigen Jahren noch nicht träumen lassen. Ursprünglich begann sie ein Studium in Deutsch als Fremdsprache und Japanologie. „Aber es hat mich nie wirklich glücklich gemacht“, erinnert sie sich. Der Sinneswandel kam, als sie bei einer Freundin im Garten mitanpackte: „Wir haben Gras geschnitten, Obstbäume beschnitten, Beete angelegt – und plötzlich wusste ich: Das ist es. Das will ich für den Rest meines Lebens machen.“

Kurzerhand schmiss sie das Studium und begann eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau. „Die ersten Wochen habe ich nur Laub gerecht und Bänke gestrichen, aber ich war den ganzen Tag lang draußen und bin jeden Abend glücklich ins Bett gefallen.“ Nach einigen Jahren in einer Münchner Baumschule und Weiterbildungen zur Meisterin und Technikerin führte sie ihr Weg schließlich zur Bundesgartenschau in Heilbronn und dann nach Mannheim – beides Stationen, die ihren Werdegang nachhaltig prägten.

Fünf Zukunftsgärten für die IGA 2027

Jetzt steht Frotscher – die bei der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft angestellt ist – vor ihrer größten beruflichen Herausforderung: der IGA 2027, die mit fünf Zukunftsgärten verteilt auf verschiedene Städte im Ruhrgebiet ein Zeichen für die grüne Transformation der Region setzen soll. „Was diese Gartenschau so besonders macht, ist die Geschichte dieser Region“, erklärt sie. „Vom einstigen Kohle- und Stahlstandort zur grünen Industrieregion – das ist eine Erzählung, die wir in den Zukunftsgärten aufgreifen und weiterentwickeln wollen.“

Die Standorte der drei kostenpflichtigen Zukunftsgärten sind Gelsenkirchen, Duisburg und Dortmund. Jeder dieser Orte soll thematisch auf die jeweilige Stadt zugeschnitten werden. „In Gelsenkirchen werden wir große Beiträge aus dem Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau sehen. Duisburg wird sich stark mit Rosen, Baumschulen und Hallenschauen beschäftigen, während Dortmund das Thema Wasserpflanzen in den Vordergrund stellt.“ Frotscher betont, dass jeder Zukunftsgarten individuell gestaltet wird, um die Besucher zu überraschen und zu begeistern. „Wir werden nicht überall dasselbe Programm abspulen. Jeder Garten soll ein eigenes Erlebnis bieten.“

„Olympische Spiele für Gärtner“

Wenn Lydia Frotscher über die gärtnerischen Ausstellungen spricht, leuchten ihre Augen. „Ich sage immer: Das sind die Olympischen Spiele für Gärtner.“ Ihr Ziel sei es, die Menschen zu begeistern – für Pflanzen, für Gärtnern und für die Natur. „Die IGA 2027 soll nicht nur ästhetische Erlebnisse bieten, sondern auch praktische Tipps, wie sie ihren eigenen Garten gestalten können. Wir wollen zeigen, dass Gärtnern auch ein Beitrag zum Umweltschutz sein kann – mit klimafreundlichen Pflanzen und nachhaltigen Konzepten.“

Frotscher weiß, dass in den kommenden Jahren viel Arbeit auf sie und ihr Team zukommt. „Wir stehen noch ziemlich am Anfang der Planungen, aber 2025 werden die ersten Pflanzungen beginnen. Das wird der Höhepunkt, wenn die Flächen langsam zu dem werden, was wir uns vorstellen.“ Besonders freut sie sich darauf, die Zwiebeln für den Wechselflor im Herbst 2026 zu setzen: „Wenn man dann im Frühjahr 2027 sieht, wie alles blüht und die Menschen darüber staunen – das ist das schönste Gefühl.“

Zwischen Yoga und Radfahren

Bei all dem beruflichen Trubel findet Frotscher ihren Ausgleich im Sport. „Ich mache Yoga und Krafttraining, das hilft mir, den Kopf frei zu bekommen.“ In ihrer Freizeit genießt sie es außerdem, das kulturelle Angebot des Ruhrgebiets zu nutzen: „Hier gibt es so viele Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, das muss man einfach auskosten.“ Auch Radtouren durch die Region liebt sie – besonders jetzt, da sie das Ruhrgebiet mit seinen grünen Oasen mehr und mehr kennenlernt.

Nur einen eigenen Garten hat die Frau, die das Revier zum Blühen bringen wird nicht. Wann soll sie sich auch darum (noch) kümmern? „Ich habe aber zumindest einen Balkon, den ich gerade gestalte.“ Und gerade hier ist ihr ultimativer Gartentipp von besonderer Bedeutung: „Einfach standortgerecht pflanzen, das ist schon mehr als die halbe Garten-Miete...“